G’day Mates!
Nach meinem überaus ausgefeilten und detaillierten Plot, den ich euch im letzten Post vorgestellt habe ;), berichte ich heute vom Schreibprozess von Amicitia – Chaos zu sechst.
Vor mehr als 15 Jahren (!) fing ich völlig plan- und kopflos an, das Projekt zu schreiben. Ich schrieb, wie ich lustig war. Der grobe Plot existierte in meinem Kopf und da ich kein komplexes Wordbuilding benötigte, war das so gut wie problemlos möglich. Hatte ich unlogische Szenen, in die ich mich verrannt hatte, manövrierte ich mich noch unlogischer heraus.
Ich begann damit, einige Szenen, die mir im Kopf rumschwirrten, aufzuschreiben. Ohne Sinn, ohne Struktur, ohne Plan. Ich wollte meine Ideen zu Papier bzw. ins Dokument bringen. Das war während meiner Reise durch Polen, in denen ich noch keinen Laptop hatte und generell alles mit der Hand geschrieben habe. So brachte ich die ersten 5-11 Kapitel auf die Welt, die ich auf diese Art schrieb.
Diese Blätter legte ich dann nach der Rückkehr in einen ausgefransten Hefter und dabei blieb es erst einmal. (Der Hefter hält übrigens bis heute und ich weigere mich, ihn gegen einen Neuen einzutauschen :D)
Ich hatte wahnsinnig großen Spaß an der Sache und das war für mich das Wichtigste.
Würde ja irgendwie schon gehen, dachte ich.
Bis es eben genau deswegen nicht mehr ging. Wenn man es mal ganz genau betrachtet und kritisch ist, war dieses Werk eine Aneinanderreihung von schlecht geschriebenen Szenen, die allesamt keinen Roten Faden hatten.
Es war grausig.
Das war der Grund, weswegen ich das Projekt beiseite legte. Keine Ahnung, wie ich aus diesem Schlamassel rauskommen sollte, da ich bis zu dem Zeitpunkt kein einziges Mal die Idee hatte, dass man Projekte planen könnte und sollte. Ich war zu jung und zu unerfahren, um das Ganze „professionell“ anzugehen.
Außerdem war ich endlich 17 und für so einen Teenie-Kram viel zu cool. 😉
Doch dann befand ich mich in dem Loch zwischen Abi und Studium. Ich hatte gerade meinen ersten Roman beendet und brauchte ein neues Projekt. Also hatte ich die Idee, alte Projekte vielleicht erst einmal zu Ende zu schreiben, bevor ich neue beginne. (etwas, was ich jedem Autor nur raten kann, es sei denn, ein Projekt ist unrettbar verloren)
Also durchforstete ich meine Schreibordner und stieß auf Amicitia. So direkt nach dem Abi war ich voller Tatendrang und Euphorie und irgendwie unterstrich das Manuskript diese Stimmung. Plötzlich fand ich weder die Handlung albern, noch die Charaktere.
Im Gegenteil. Ich genoss es, wieder in diese unbeschwerte Teenie-Welt eintauchen zu können, in der mich noch der Ernst des Lebens erwartete, mit einem Bein aus der Schule und dem anderen schon im Studium.
Ich begriff, dass man auch als Nicht-Teenie so etwas noch mögen kann und stürzte mich mit Herzblut darauf.
Ich überarbeitete den Anfang komplett, strich etliche Szenen und baute Kapitel um. Ich lernte anhand dieses Projekts einen Roten Faden für eine Geschichte zu entwickeln, was etwas Zeit gekostet hat, aber Spaß machte.
Währenddessen fand ich im Sammelsurium von Arbeitsutensilien große Karteikarten, die keiner mehr brauchte. Also schrieb ich darauf auf, was in den einzelnen Kapiteln passieren sollte.
Als der Plan stand, wie es nun weitergehen sollte, schrieb ich drauflos. Es machte so unglaublich viel Spaß. Mehr noch als damals.
Wieder das innere Kind loszulassen und loszulegen, war wundervoll. Hier und da gab es einige schwierige Szenen, aber ich wusste, dass ich da rauskomme, weil ich nun über ein Navi verfügte, das mich guidete.
Die Charaktere waren für mich runder geworden und es fiel mir leichter, mich in die Köpfe und Gefühlswelt eines Teenagers hineinversetzen zu können, weil ich diese Schwelle bereits überschritten hatte. Manche Szenen konnte ich etwas entdramatisieren (an Liebeskummer stirbt man nicht!) und anderen konnte ich mehr Tiefe verleihen, weil ich Erfahrungen gemacht hatte, die das voraussetzten.
Es war merkwürdig, diesen Roman, den ich mit 14 begonnen habe, in meiner Studentenbude zu schreiben, was ein ganz skurriler Kontrast war.
Die erste Fassung war Anfang 2012 mit mehr als 600 Seiten fertig. Ich war zufrieden.

Du möchtest gern wissen, was aus den mittlerweile weniger als 688 Seiten 😉 geworden ist? Amicitia – Chaos zu sechst ist seit dem 02. Mai 2023 erhältlich.
No worries,
Sarah